EU und Deutschland: Wie erfolgreich sind wir?
Und wie erfolgreich sind wir zurzeit in der CO2-Reduktion? Wie sieht es wirklich aus? 2018 hatte man den CO2 Ausstoß im Vergleich zu 1990 um 31 % reduziert, 2019 waren es 34 %. Tatsächlich hat man das 40% Ziel für 2020 nur erreicht, weil in Deutschland der Corona-Lockdown starke Auswirkungen auf die Industrie hatte. Die EU wird 1990-2020 vorraussichtlich den CO2 Ausstoß um 22 % reduzieren. Das ist zu wenig aber die EU-Komissionschefin Ursula von der Leyen hat Pläne vorgelegt das Tempo anzupassen. Bis 2030 sollen es dann -55% sein. Dazu sollen unter anderem ärmeren, Osteuropäischen Ländern Hilfen bereitgestellt werden. Bis 2023 wird es hier spannend. Bis dahin sollen die Mitgliedsländer ihre Konzepte vorgestellt haben. Der größte CO2-Emittent China stößt die letzten Jahre konstant viel CO2 aus, nach neuen, ehrgeizigen Plänen soll die Menge ab 2025-2030 sinken. Die anfänglichen Erfolge der USA sind unter Donald Trump erlahmt, aber eine Regierung unter Joe Biden könnte den Kurs von Obama fortführen. Wie kann es dann sein, dass wenn die größten CO2 Emittenten ihren Ausstoß aktuell reduziert haben oder konstant halten, der CO2 Ausstoß weltweit steigt? Richtig, Schwellen- und Entwicklungsländer sind aktuell für den steigenden Ausstoß verantwortlich. Allen voran Iran, Indien, Indonesien, Saudi-Arabien, Brasilien, Mexiko. Tatsächlich geht der wachsende Ausstoß von CO2 der letzten Jahre eher auf das Konto vieler kleiner Länder. Die Aussage, dass nur entscheidend ist, wieviel die größten und ältesten Emittenten emittieren, hat sich hier also als Fehlschlag herausgestellt. Es ist also sehr verwunderlich und vielleicht auch irgendwie kolonial zu denken, dass die Regierungen europäischer Länder absolute, direkte Macht über den Rest der Welt haben. Gerade von der jungen Generation Z wäre ein globaleres, internationaleres Bewusstsein wünschenswert. Wenn also die Emissionen Deutschlands so stark sinken und Schweden in seiner technologischen Energiewende Deutschland um Jahrzehnte voraus ist, wie viel Sinn macht es dann sich vor das schwedische Parlament zu setzen? Oder die Bundesregierung anzugreifen? Es ist paradox, dass die Ikone der Klimabewegung, Greta Thunberg aus einem der energiewendetechnisch vorbildlichsten Staaten der Welt kommt und die dortige Regierung kritisiert. Wenn man sich für signifikante Effekte auf den Klimawandel interessiert und nicht nur für kleinere Misserfolge Deutschlands daran durch immer noch großen Fleischkonsum und SUV-Fahren, müsste man eigentlich andere Aktionen bevorzugen. Vielleicht, wenn indem man auf dem work-and-travel nach Australien Bauarbeiten an Bahnstrecken blockiert, die Kohle zur Verschiffung in Schwellenländer liefern sollen. Auf politischer Ebene könnte man notfalls bilaterale (weil teilweise einfacher zu verhandeln) Abkommen mit den eben größten Emittenten abschließen, bei dem Ausbau erneuerbarer Energien zu helfen, anstatt China Kohleverstromungstechnologie exportieren zu lassen.
Fazit
Tatsächlich ist nicht nur wichtig, was die Welt den Zahlen nach akut und aktuell schafft, sondern auch welche Technologien es gibt oder welche entwickelt werden. Es bringt nichts für die Stromproduktion immer weniger CO2 auszustoßen, nur um in 10 Jahren zu merken, dass es keine Speichertechnologien für den erfolgreich ausgebauten Wind- und Sonnenstrom gibt. Es bringt nichts jetzt mehr Menschen in elektrischen Bussen, Bahnen und Autos fahren zu lassen, um in 10 Jahren festzustellen, dass man keine Technologie hat, mit der man LKWs und Flugzeuge klimaneutral betreiben kann. Es bringt nichts, sich jetzt über den allgemeinen Rückgang der deutschen Treibhausgasemissionen zu freuen, nur um in 10 Jahren festzustellen, dass die Zement- und Stahlindustrie keine Chance hat, weniger CO2 auszustoßen und Deutschland dann seine Klimaziele von 2030 und 2050 reißen wird.
Global gesehen sieht es nicht sonderlich gut aus. Momentan überwiegt eher das Erwarten, dass die Pariser Klimaziele umgesetzt werden und in allen Ländern der Welt die Energiewende an Fahrt aufnimmt. Sollte aber auch in den Schwellenländern der CO2 Ausstoß zu sinken anfangen oder zumindest einige Jahre stabil bleiben, reicht die verbliebene Menge, die wir noch ausstoßen dürfen, länger. Dann könnte der politische Druck zu handeln abnehmen. Vielleicht sind einige Leute dann auch schon müde vom Anti-Klimakampf. Es könnte sein, dass einige Politiker dann erstmal eine Pause einlegen wollen und sich der Kampf gegen die Erderwärmung zu einer unendlichen Geschichte hinzieht, die immer mal wieder dramatisch wird, wenn das CO2 Ziel zu sehr näher rückt. Vielleicht wird der Klimawandel nicht bis 2050 schnell bekämpft worden sein, aber wie die Coronakrise nach einem anfänglichen “flatten the curve“ zu einer langfristigen Sache werden. Bis vllt. 2080 mit der Kernfusion und neuen Power to fuel Technologien die Impfung kommt… Oder die Menschheit erkennt, dass die Auswirkungen der ersten großen Maßnahmen nicht so schmerzhaft waren und weitere, weniger Einschneidende noch vertretbarer sind.